Eine Überwindung der privaten Ausplünderung der Erde und der damit verbundenen Machtakkumulation ist alternativlos, wenn Aufklärung und Humanismus als gesellschaftliche Perspektive erhalten bleiben sollen.
Die europäische Aufklärung scheint aus einem hundertjährigen Dornröschenschlaf erwacht zu sein. Der Status quo der demokratischen Gesellschaften ist mittlerweile jedoch in vielen wesentlichen Strukturen vergleichbar mit der Situation um 1525, dem Jahr vor beziehungsweise nach den Aufständen der Land- und Besitzlosen gegen die deutschen Grundeigentümer. Wissenschaftlich und intellektuell ist die Lösung der Bodenproblematik zu Beginn des 20. Jahrhunderts hinreichend dargestellt worden. Es wird sich zeigen, ob die demokratischen Gesellschaften die Kraft aufbringen, sich dem Despotismus erfolgreich entgegenzustellen. Frau Feichtner und das Autorenkollektiv Sold-City setzen interessant Impulse.
»Durch Versiegelung, Übernutzung und Privatisierung wird Boden zur Ware degradiert. Um die Bewohnbarkeit des Planeten zu sichern, braucht es aber ein neues Verhältnis zum Boden: weg von Verwertungslogiken, hin zu generativen und verbindenden Beziehungen«, schreibt Isabel Feichtner auf MAKRONOM. Weiter heißt es in ihrem sehr lesenswerten Beitrag: »Transformationsrecht muss die Eigentumsfrage stellen: Verbindende und generative Bodenbeziehungen werden nur möglich, wenn Privateigentum an Boden transformiert wird. Boden wird schon heute häufig als Gemeingut beschrieben, etwa in der eingangs erwähnten Studie der Deutschen Bischofskonferenz. Boden ist Gemeingut, weil es geteilter sozial-ökologischer Lebensraum von Menschen und nicht menschlichen Lebewesen ist.«
Ähnlich überzeugend stell die Initiative Sold City die Problematik dar. Sie fordern dazu auf, in die Diskussion einzugreifen und Druck zu machen. Das Kernthema lautet: »Wem gehört der Boden?« Und sie sehen die Gesellschaft auf dem richtigen Weg: »Wie der Film SOLD CITY zeigt, ist die Überführung in öffentliche Hand mit unserer Verfassung nicht nur machbar. Sondern der Weg dorthin ist schon durch ein Bundes-Verfassungsurteil aus dem Jahr 1967 geebnet.«
Frau Feichtners Beitrag weist darauf hin, warum die Demokratie heute, wie schon vor 2000 Jahren im alten Rom, käuflich geworden ist: »Was jedoch die Eigentümer von denjenigen, die den Boden bewohnen und -bewirtschaften unterscheidet, ist die soziale Macht, die mit dem Privateigentum einhergeht und die die Freiheit der Nichteigentümerinnen erheblich beschränkt: die Macht, andere vom Boden auszuschließen, Gebäude leer stehen und Flächen brach liegen zu lassen, einen Miet- und Pachtzins zu verlangen, die Art und Weise der Bodennutzung zu bestimmen und die Bodenüberlassung zu beenden.« Diese Macht erlaubt es den Grundeigentümern heute wie damals, ihren „Bauern“ das letzte Hemd abzunehmen. Und heute wie damals werden besitzlose Bauern und perspektivlose Landsknechte aufeinander gehetzt, um den Status quo zu bewahren. Dank der „sozialen Medien“ braucht es für diese Kämpfe nicht mal mehr das demokratisch kontrollierte Militär.
Lesen Sie auch: »Negative Zentralbank-Zinsen ermöglichen die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie«, »Grundsteuer: Zeitgemäß!« und »Stabile Währung durch Haltegebühr auf Geld«.
Klaus Willemsen, 9.1.2025
Verwendete Quellen:
https://www.sold-city.org/de/filmveranstaltungen/wege-zur-filmveranstaltung
www.klaus-willemsen.de/2020/05/03/warum-ich-fuer-die-bargeldgebuehr-bin/
www.geldreform.eu/stabile-waehrung-durch-haltegebuehr-auf-geld