Die Wirtschaft braucht Negativzinsen und die Banken eine Geldgebühr

Um der Wirtschaft des Euroraums einen angemessenen geldpolitischen Impuls zu gegeben, braucht es jetzt eine Senkung der Leitzinsen, bis der Einlagenzins in den negativen Bereich übergeht. Eine Forderung, die einer Rede des damaligen EZB-Direktoriumsmitglieds Benoît Cœuré entnommen ist. Die Rede, die Benoît Cœuré bereits am 9.9.2014 in Frankfurt am Main vor der Geldmarkt-Kontaktgruppe der EZB hielt, war und ist nicht zuletzt ein Erfolg und eine Ehrung der Arbeit vieler alter und junger Freiwirtschaftler. Cœuré erzählte vor rund 20 gewichtigen Vertretern großer europäischer Geschäftsbanken über die Idee Silvio Gesells.

In der Rede heißt es u.A.: »Als Gregory Mankiw 2009 in der New York Times erklärte, dass „es an der Zeit sein könnte, [...] negative Zinsen einzuführen“, griff er eine Idee wieder auf, die auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen mag. Wenn Zinssenkungen die Wirtschaft ankurbeln und die Leitzinsen bereits sehr niedrig oder sogar null sind, warum dann nicht weiter die Zinsen senken und Negativzinsen einführen?« 

Cœurés Resümee damals (2014) lautet: »Auch wenn das endgültige Urteil noch aussteht, kann man auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen sagen, dass die Senkung der Leitzinsen - der Einlagensatz ist in den negativen Bereich gerutscht - einen angemessenen geldpolitischen Impuls für die Wirtschaft des Euroraums gegeben (hat), [...] ohne sich negativ auf das Funktionieren der Geldmärkte auszuwirken.« (Übersetzt mit DeepL.com, kostenlose Version)

Sicherlich hat Gesell seinerzeit nicht, wie behauptet, negative Zinsen gefordert. Für die aktuelle, immer instabiler werdende Lage an den Märkten und den öffentlichen Haushalten ist jedoch klar, dass seine Geldgebühr das entscheidende Mittel für die Geschäftsbanken wäre, die zu groß werdenden Giralgeldbestände in längerfristige Anlagen zu drängen. Dies würde die Arbeitsgrundlage der Banken entscheidend stabilisieren und den gewissenhaften Bankern (die hoffentlich die Überzahl bilden) ruhigere Zeiten bringen. Ist das vielleicht die "geheime" Botschaft dieser Rede gewesen? 

Der Ökonom Narayana Kocherlakota wird 4/2020 folgendermaßen zitiert: »Deshalb muss die US-Zentralbank die sich rapide verschlimmernde Wirtschaftskrise bekämpfen, indem sie den Leitzins erstmals unter Null absenkt.« In diesem Zusammenhang heißt es weiter: »Negativzinsen bedeuten, dass Banken dafür zahlen müssen, wenn sie die Sparvermögen ihrer Anleger halten. Dadurch sollen die Finanzinstitute angeregt werden, ihre Gelder als Kredite zu verleihen, wodurch wiederum die Wirtschaft angekurbelt werden soll. Wirtschaftswissenschaftler befürchten, dass Banken ihre Gelder dann in Form von Bargeld halten, um die für sie teuren Negativzinsen zu umgehen, allerdings hat sich ein solches Vorgehen in der Praxis noch nicht gezeigt.« »„Die Ökonomen merken inzwischen, dass die Banken sowas nicht machen, da es sehr kostspielig ist mehrere Billionen Dollar sicher in Form von Bargeld zu verwahren“, wie Kocherlakota diesbezüglich erklärt. Der Negativzins könnte also in der Tat ein probates Mittel sein, um die Wirtschaft zu stimulieren.«

Die Rede des EZB-Direktoriumsmitglieds Benoît Cœuré war und bleibt ein Meilenstein der Zentralbankpolitik, auch wenn das aktuell noch nicht allseits erkannt wird. Cœuré ist längst nicht mehr alleine mit seiner Position.

Geldmarktzinsen nahe oder unter Null sind aktuell von großer Bedeutung, um die Klimawende finanzierbar zu machen. Die schuldenfinanzierten Programme der öffentlichen Haushalte reichen bei Weitem nicht aus. Es kommt jetzt darauf an, private Geldvermögen zu attraktiven Zinskosten für die notwendigen Investitionen in den Markt zu drängen.

Siehe dazu auch: Telepolis "Leben unter null Prozent", »Grundsteuer: Zeitgemäß!« und »Stabile Währung durch Haltegebühr auf Geld«.

 

BB 13.09.2014,
aktuallisiert KW 06.09.2024

Quellen:

www.ecb.europa.eu/press/key/date/2014/html/sp140909.en.html

www.bis.org/review/r140911a.htm

https://de.cointelegraph.com/news/bis-innovation-hub-head-covid-19-has-exposed-the-value-of-dlt

www.grundsteuerreform.net

www.geldreform.eu/stabile-waehrung-durch-haltegebuehr-auf-geld