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FAIRCONOMY-Newsletter 95

* Kirchentags-Bericht

* Neue Freiwirtschafts-Bücher

* Fairconomy-Herbsttagungs-Programm

1. Aktuelles

Die INWO war mit ihrem traditionsreichen „Räderwerk“ von Helmut Creutz auf dem „Markt der Möglichkeiten“ des evangelischen Kirchentags vertreten. Einen kleinen bebilderten Bericht davon gibt es INWO.de.

Dass Lars Klingbeil gleichzeitig sowohl SPD-Vorsitzender als auch Bundesfinanzminister ist, lässt Gerhard Schick auf sozialdemokratische Politik hoffen - eine Hoffnung, die Klaus Willemsen im Kommentar Echte sozialdemokratische Politik machen? nicht teilt.

In „Die Sache mit den Zinsen“ (02.06) macht Felix Fuders sehr deutlich, warum Zinsen so problematisch sind und erwähnt auch kurz – mehr erlaubt der Rahmen der Gastwirtschaft-Kolumne der Frankfurter Rundschau nicht –, was dagegen getan werden könnte.

Andreas Bangemann hat mit Dein Leben, meine Rendite: Wie deine Miete andere Millionäre reich macht (09.07.) einen neuen Beitrag in der Gastwirtschaft der Frankfurter Rundschau veröffentlicht. Deutlich unterstreicht der Autor den Grundgedanken der Freiwirtschaft: über Miete, Zinsen und andere „passive Einkommen“ werden die reichsten 5% der Gesellschaft immer reicher, auf Kosten der „ärmsten“ 80%.

2. Termine

69. Fairconomy-Herbsttagung

10.10. - 12.10.2025, Wuppertal, in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte

Referenten und Themen

  • Prof. Dr. Daniel Mühlleitner, Hochschule Kehl: Gutes Leben in der guten Stadt – Mieten – Mobilität – grüne Infrastruktur
  • Dipl.-Handelslehrer Christian Gelleri, „Chiemgauer“ - Regionalwährung, Rosenheim: Klima-Bonus – Geld nachhaltig transformieren
  • Prof. Dr. Felix Fuders, Universidad Austral (per Video-Schaltung): Wie man die UN-Nachhaltigkeitsziele durch eine Veränderung des Geldsystems erreicht
  • Dipl.-Volkswirt Mattias Klimpel, Frankfurt/M.: Der Zins - Geldnutzungsrente, Liquidtätsverzichtsprämie und Umrisse einer "neuen Theorie der Zentralbank"
  • Dr. Holger Kreft, Büro für zukunftsfähige Regionalentwicklung, Wuppertal: Geldwandel – eine Landkarte

Irrtümer und Änderungen vorbehalten.

 

3. Film- und Buchtipps

Felix Fuders: Wie man die UN-Nachhaltigkeitsziele erfüllt

Springer Nature, 2025, 395 Seiten. ISBN: 978-3-031-80571-4

Im Juni 2025 erschien die deutsche Version des in Newsletter 89 vorgestellten Buchs des INWO-Vorsitzenden Prof. Felix Fuders. Auf eine Rezension des Buchs von Prof. Johann Walter hatten wir im Newsletter 91 verwiesen. Es gibt weitere Rezensionen von Andreas Bangemann und (Humane Wirtschaft) und Franz Schneider (Makroskop). Eine Besonderheit des Buchs ist, dass dank der Biographie des Autors häufig die deutsche mit der südamerikanischen Perspektive verglichen werden kann.

Werner Onken: Grundrisse einer Marktwirtschaft ohne Kapitalismus / 50 Fragen und Antworten

Oekom-Verlag, 2025, 108 Seiten. ISBN: 978-3-98726-174-9

Kann es eine Marktwirtschaft auch ohne Kapitalismus geben? In 50 präzise formulierten Fragen und Antworten entwirft Werner Onken eine fundierte Realutopie: eine Marktwirtschaft, die ohne Akkumulation und Konzentration von Kapital auskommt und stattdessen auf Dezentralisierung, Gemeinwohl und ökologische Verantwortung setzt. (Verlagstext)

4. Interessantes aus Netz und Medien

Im Radiosender „Deutschlandfunk Kultur“ wurde am 23. Februar, dem Tag der Bundestagswahl, ein Interview mit dem Oldenburger Philosophen Niklas Angebauer zum Thema „Warum die Eigentumsfrage zurück ist“ gesendet (knapp 40 min). Angebauer knüpft in seinen Redebeiträgen unter anderem sehr eloquent an Hans Bernoulli (siehe Fairconomy 3/2016) und Henry George (Autor von Fortschritt und Armut) an.

Ebenfalls bei „Deutschlandfunk Kultur“ wurde am 31. Mai eine Diskussion von Christian Rabhansl mit den Autoren zweier aktueller Sachbücher unter dem Titel „Wem gehört das Erbe der Menschheit?“ (knapp 54 min) gesendet. Isabell Feichtner setzt sich in Ihrem Buch „Bodenschätze – Über Verwertung und Vergesellschaftung“ sowohl mit der Ausbeutung der Tiefsee als auch mit der Bodenspekulation in Deutschland auseinander. Uwe Ritzer untersucht in seinem Buch „Der Ausverkauf: Wasser, Boden, Rohstoffe“, wie mit endlichen Ressourcen Profite gemacht werden.
In der Diskussion wurden auch die leistungslosen Bodengewinne thematisiert, die Hans-Jochen Vogel in seinem Buch „Mehr Gerechtigkeit“ angeprangert hat.

Ebenfalls bei „Deutschlandfunk Kultur“ wurde am 31. Mai Christian Rabhansls Betrachtung zweier aktueller Sachbücher unter dem Titel gesendet.

In den USA wird das Thema Schulden und Zinsen nun immerhin prominent diskutiert, zum Beispiel von Präsident Trumps superreichem ehemaligen Verbündeten Elon Musk. In einem auf seiner eigenen Platform X verbreiteten Interview-Ausschnitt sagt er „Wenn das Land zahlungsunfähig wird, wenn das ganze Geld nur für die Zahlung von Schuldzinsen ausgegeben wird, bleibt kein Geld für irgendetwas übrig. Ein Land ist nicht anders als ein Mensch.“ (mit deepl.com übersetzt). Natürlich hat er nur teilweise recht, also darin, dass kein Geld mehr für irgendwas übrig bleibt, denn ein Land lebt im Gegensatz zu Menschen zumindest theoretisch ewig (bekommt auch nur deshalb nicht-rückzahlbare Kredite) und kann außerdem innere Verschuldung per Gesetz einfach annulieren/ umschulden oder auch durch Freigeld-Einführung die Zins-Zahlungen komplett los werden.

Nicht aktuell produziert (sondern vermutlich von 2017), aber thematisch sowieso „zeitlos“ ist der Podcast aus der Reihe „Geschichten aus der Geschichte“ mit dem Thema Die Einführung von Freigeld und das Wunder von Wörgl.

MSN und der Kölner Stadtanzeiger brachten am 25.04. die DPA-Meldung, dass die privaten Geldvermögen in Deutschland Ende 2024 den neuen Rekord erreicht hatten, mit „rund 9.050 Milliarden Euro“. Interessant ist nicht der Rekord an sich, denn den kann man wegen der zinsbedingten Selbstalimentierung der Geldvermögen fast jedes Jahr melden, sondern überhaupt die Zusammenbetrachtung von Aktien (= Anteilen an Firmen), Bankeinlagen (= Anspruch auf Geld) und Bargeld (wie erfasst die Bundesbank das eigentlich, wieviel davon noch in Deutschland ist?)...

Im Telepolis-Artikel Landgrabbing: Wenn Konzerne Länder schlucken (5. Juni) stellt Uwe Kerkow den Bericht „Lords of the Land: Transnational Landowners, Inequality and the Case for Redistribution“ vor. Danach kontrollieren die 10 größten privaten Landbesitzer allein eine Fläche von der Größe Japans.

Mit Realitätsblinde Politik – Die Mitte setzt ihre Prioritäten falsch konstatiert Thomas Hanke im Handelsblatt (am 4.7.) ein „politisches Versagen der Volksparteien, das den politischen Rand begünstigt”.

„Die Zinsen für die vielen Schulden sind enorm. Von 61,9 Milliarden Euro Zinsrückzahlungen im Jahr 2029 geht das Finanzministerium aus.“, schreibt die Tagesschau in Auf der Suche nach Geld (8.7.) – aber wieso eigentlich Rückzahlungen?

5. Worte... zum Schluss

Da [ständiges] Wirtschaftswachstum der Grund dafür ist, dass unsere Lebensweise nicht nachhaltig ist, muss eine Lösung darin bestehen, dass wir den Zwang beseitigen, zwischen Wachstum und Arbeitslosigkeit zu wählen. 
Felix Fuders, How to Fulfil the UN Sustainability Goals, 2023 (eigene Übersetzung)

Mit freundlichen Grüßen
Vlado Plaga und Mitstreiter