Keen geht davon aus, dass die traditionelle ökonomische Theorie mit für die Krise verantwortlich ist. Außerdem habe sie dazu beigetragen, dass sie nun schwerwiegender sei, als sie es sein müsste.
"Die Wirtschaftspolitik wurde bestimmt von neoklassischen Ökonomen wie Robert Lucas oder Thomas Sargent, die im Rahmen der Thesen der rationalen Erwartungen argumentierten, Regierungen könnten die konjunkturelle Entwicklung nicht positiv beeinflussen. Sie rechneten zudem überhaupt nicht mit einer Krise im Privatsektor, wie wir sie jetzt haben. Edward Prescott, der den Wirtschafts-Nobelpreis im Jahr 2004 erhielt, erklärte sogar, das kapitalistische System sei in sich stabil und Störungen könnten nur vom öffentlichen Sektor ausgehen."
Viele Rettungsmaßnahmen sind nach Ansicht von Keen darauf ausgerichtet, das bestehende Finanzsystem zu retten. Es habe aber jedoch aufgrund unverantwortlicher und ausgesprochen schlechter Kreditvergabe längst versagt.
"Rund 80 Prozent der Tarp-Gelder, die dazu gedacht waren, die Wirtschaft zu beleben, gingen direkt in Spekulationen an den Aktienmärkten. Alleine deswegen sind die Aktienkurse so stark gestiegen. Die Banken sind zurückgekehrt zum 'business as usual', obwohl das Scheinwachstum vor der Krise im Kern alleine auf das zunehmende Verhältnis zwischen Schulden und Sozialprodukt zurückging. Es lässt sich aber nicht grenzenlos ausdehnen."
Den Zwang zur grenzenlosen Ausdehnung, zum ständigen Wachstum der Wirtschaft, hat INWO-Referent Helmut Creutz ausführlich beschrieben. Keens Thesen hat der Wirtschaftsmathematiker Jürgen Kremer aufgegriffen und weiter entwickelt.