Prof. Margrit Kennedy für Erlasstag

In "Forum Nachhaltig Wirtschaften", der Zeitschrift des Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.), hat Regiogeld-Expertin Margrit Kennedy einen globalen Erlasstag vorgeschlagen, um die bitterste Armut auf der Welt zu beseitigen. Ein Tag Zinsverzicht könnte viele Milliarden Euro einbringen.

Mit einem offenen Brief bringt Kennedy einen neuen Vorschlag in die Diskussion für eine nachhaltige Zukunft ein. Adressat ist die Trägerin des Vision Awards 2009, Nurjahan Begum. Vor mehr als dreißig Jahren half sie Muhammad Yunus seine Idee von einer "Bank für die Armen" umzusetzen. Inzwischen ist Begum eine von drei Geschäftsführerinnen der Grameen Bank, Leiterin des Trainingsprogramms und Direktorin von Grameen Shikkha, einem Eildungs- und Stipendiatenprogramm für Kinder.

Kennedy schreibt über die Vergabe von Mikrokrediten in Afrika. Dafür habe ein Investor 80 Prozent Zinsen pro Jahr verlangt - und lag damit deutlich unter den lokalen Angeboten, die oft 50 Prozent pro Tag (!) berechnen würden. Der österreichische Investmentbanker Leopold berichtete laut Kennedy auf dem Vision Summit von Mikrokrediten für Menschen in Entwicklungsländern von 100 Millionen Euro. Davon hätten insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen profitiert.

"100 Millionen Euro retten 1,5 Millionen Menschen vor Hunger und bitterster Armut - die Relation ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und sie verband sich in meinem Kopf mit einer Relation, die ich seit 27 Jahren in jedem Vortrag zum Thema 'Geld neu gestalten' bringe: Jeden Tag werden in Deutschland über die Zinsen in allen Preisen 1 Milliarde Euro umverteilt von 80 Prozent der Menschen, die für ihr Geld arbeiten, zu 10 Prozent der Menschen, die ihr 'Geld für sich arbeiten lassen'. Ich schreibe das 'Geld für sich arbeiten lassen' in Anführungsstrichen, weil natürlich Geld nicht arbeiten kann, sondern nur Menschen und Maschinen, während Geld umverteilt wird - und zwar in einem den meisten Menschen nur wenig bekannten Ausmaß."

Mit einer Milliarde Euro könnte man also, so Kennedy, 15 Millionen Menschen aus der Armutsfalle befreien:

"Und diese Umverteilungsrelation über den Zins betrifft ja nur Deutschland. Nimmt man die europäischen und anderen Länder des reichen Nordens und die reiche Oberschicht der Länder des Südens hinzu, so könnten wir mit diesem 'Erlasstag' - vielleicht dem 31. Dezember eines jeden Jahres - in absehbarer Zeit alle Menschen aus der Armutsfalle befreien, und den reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung eine Chance geben, einen ersten praktischen Schritt in Richtung Frieden und Gerechtigkeit zu gehen."

Infos gibt es unter www.monneta.org.