Die allgemeinen Konsequenzen der Geldflut haben wir an dieser Stelle wiederholt thematisiert. Die Entwicklung der Bodenpreise und die Gefahren der Blasenbildung in den unterschiedlichen Märkten werden allgemein als Probleme wahrgenommen. DIE ZEIT macht auf eine weitere ungesunde Entwicklung aufmerksam: „Auch eine Folge der Finanzkrise: Die Finanzreserven der großen Konzerne sind im vergangenen Jahr stark gestiegen.“ Man könnte es als positiv bewerten, dass Konzerne Rücklagen bilden, anstatt Schulden anzuhäufen. Die Größenordnung, um die es hier geht, ist jedoch ein Indiz dafür, dass die Geldzirkulation nicht mehr reibungslos funktioniert.
Einen Großteil seines Umsatzes erzielt der VW-Konzern mittlerweile mit Geldgeschäften. Doch diese Bereiche, wie auch die Geld- und Bankgeschäfte aller übrigen Unternehmen, haben Ernst & Young aus ihrer Statistik herausgerechnet. Die Verfügung über Liquidität ist in Zeiten niedriger Leitzinssätze nicht mehr das Privileg der Banken. Dass diese Liquidität in den Konzernen bleibt und nicht an die Kapitalbesitzer ausgeschüttet wird, ist ebenfalls die Konsequenz der niedrigen Zinsen.
Die Dimension der Liquidität hat ein Ausmaß angenommen, das das Gleichgewicht einer Ökonomie empfindlich beschädigen kann. Liquidität muss, auch und gerade in Zeiten niedrigerer Zinssätze, einen angemessenen Preis haben. Die Rede des EZB-Direktoriumsmitglieds Benoît Cœuré, die er am 9.9.2014 in Frankfurt am Main vor der Geldmarkt-Kontaktgruppe der EZB hielt, weist auf diese völlig neue Entwicklung hin. Siehe dazu „Leben unter Null Prozent“ bei TELEPOLIS und „Brauchen Banken eine Geldgebühr“ im INWO-Medienspiegel.
Klaus Willemsen, 16.9.2014
Verwendete Quellen:
www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2014-08/infografik-dax-konzerne-liquide-mittel
www.bis.org/review/r140911a.htm
www.heise.de/tp/artikel/42/42760/1.html/1
inwo.de/medienkommentare/brauchen-banken-eine-geldgebuehr.html