Inhalt:
1. Aktuelles
Bereits seit Anfang 2016 gibt die Alternative Bank Schweiz die Negativzinsen der Zentralbank an ihre Kunden weiter. In Fairconomy 4/2016 veröffentlicht die INWO deswegen ein Interview mit dem ABS-Vorstand Martin Rohner. Dieses Interview verteilten wir als Flugblatt gedruckt auf der Mitgliederversammlung der GLS-Bank (siehe folgender Absatz).
Bei der Generalversammlung der genossenschaftlichen GLS-Bank im Dezember 2016 wurde auf Antrag des Vorstandes die Einführung eines Kundenbeitrags beschlossen – um die durch die verminderte Zinsmarge gesunkenen Einnahmen wieder anzuheben. Bekanntlich sind in den letzten Jahren die Kreditzinsen stärker gesunken als die Einlagezinsen (die schon lange nahe 0 lagen), so dass die Zinsmarge dazwischen, die Haupteinnahmequelle der meisten Banken, schmaler wurde. Der von der INWO unterstützte Alternativ-Antrag Dirk Schumachers, nach welchem die Bank die Zinsmarge wieder vergrößern könnte, indem der Einlagezins unter 0 gesenkt würde, fand beachtliche Zustimmung, etwa 22% der Stimmen, aber leider nicht genug. Wir sehen noch Diskussionsbedarf und planen deshalb für den 28.03. eine Podiumsdiskussion mit Dirk Schumacher und Falk Zientz von der GLS-Bank – siehe Termine.
GLS-Versammlung, Dez. 2016
Am 28. Januar veranstaltete die INWO in Frankfurt ein gut besuchtes und angenommenes Freiwirtschafts-Einsteigerseminar mit Professor Dirk Löhr.
2. Termine
4. und 5. Februar, Witten/ Herdecke: „Workshop Wachstumszwang“ - Wirtschaftliche Sachzwänge zwischen Rhetorik und Realität u.a. mit Christoph Deutschmann, Birger Priddat und Michael Roos.
15. Februar, Bad Boll: „Wem gehört die Erde?“ - Vortrag und Diskussion mit Fritz Andres im Rahmen der „Bad Boller Gespräche“, Schule der Freiheit, Badstraße 35, 73087 Bad Boll.
11. und 12. März 2017, Wuppertal: 59. Mündener Gespräche - Möglichkeiten und Grenzen des Vollgeldes.
28. März, Dortmund: „Brauchen wir eine solidarische Bankenfinanzierung?“ - Podiumsdiskussion mit Falk Zientz (GLS-Bank) und Dirk Schumacher (BGE-Kreise). Im Gebäude der Auslandsgesellschaft NRW, Steinstraße 48, direkt hinter dem Hauptbahnhof. Der Eintritt ist frei. Beginn: 19 Uhr.
10. - 14. Mai, Barcelona: „IV International Conference on Social and Complementary Currencies: Money, Consciousness and Values for Social Change“. Mit Beteiligung der Humanen Wirtschaft.
25. - 27. Mai, Berlin: Die INWO ist mit einem Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ des Deutschen Evangelischen Kirchentags vertreten.
26. Juli - 13. August, Wien: „Alternative Economic and Monetary Systems“ - International Summer University.
22. - 24. September, Wuppertal: Jahresfeier Humane Wirtschaft in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte.
Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Mehr lokale und aktualisierte Termine stehen immer im INWO-?Terminkalender.
3. Interessantes aus Netz und Medien
Wir wurden auf eine europaweite Unterschriftensammlung zur „Anerkennung des Bodens als gemeinsames Gut, das auf EU-Ebene geschützt werden muss“ aufmerksam gemacht. Wenn nicht jeder mit Boden machen darf, was er will, ist der Privatbesitz zumindest schon mal eingeschränkt... was immerhin in Richtung Freiland geht.
Dem taz-Bericht „Der Anschein eines Geldscheins“ zu Folge wird im 14-Millionen-Land Simbabwe völlig dilletantisch mit der Währung gepfuscht. Seit 2009 werde nur noch mit ausländischen Scheinen gezahlt und jetzt werde eine fest an den US-Dollar gekoppelte „Schuldschein“-Währung eingeführt - wobei dies natürlich trotz des Einlöseversprechens normales eigenes Geld bleibt.
Steffen Henke hat sich zum kritischen „Vollgeld“-Experten entwickelt und plant für dieses Jahr eine Buchveröffentlichung zum Vollgeld. Schon im April 2016 veröffentlichte er ein aufschlussreiches imaginäres „Milliardärsgespräch“ zu diesem Thema.
Mit dem Kommentar Es sind die Mieten, stupid entlarvt die taz-Wirtschaftsredakteurin Ulrike Herrmann die in manchen Medien beklagte leicht angestiegene Inflation als das, was sie ist: eine Vermögenspreis-Inflation, welche den besonders laut klagenden bereits Besitzenden eher nutzt als schadet.
In der Sendung Ayn Rand und der Geist der USA - Femme fatale fürs Kapital liefert der Deutschlandfunk am 01.11.2016 eine spannende Darstellung zum gedanklichen Hintergrund überzeugter Kapitalisten wie z.B. Steve Jobs (Apple).
Die globale Vermögenskonzentration schreitet voran... und Oxfam will anscheinend jetzt jedes Jahr zum Weltwirtschaftsforum in Davos melden, wie wenige Reiche mehr besitzen als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Waren es letztes Jahr noch 62 Individuen, so hat sich die Zahl dieses Jahr laut Oxfam-Bericht (mit lesenswerter, kommentierbarer Kritik-Seite) auf nur 8 reduziert.
4. Film- und Buchtipps
In einigen von mir gesehenen KenFM-Beiträgen der neueren Zeit ließ Moderator Ken Jebsen zumindest kurz aufblitzen, dass er Zinsen sehr kritisch sieht und dass er schon vom Gesell'schen Freigeld gehört hatte. Im Interview-Buch „Der Fall Ken Jebsen“ wird, neben manch anderem interessanten Hintergrund, klar, woher das kommt: Im Rahmen'einer Vier-Stunden-Radio-Sendung zum Thema „Wie funktioniert Geld“ machte das Redaktionsteam eine Recherchefahrt nach Wörgl (S. 42). Dem Vielleser Jebsen ist auch Bernd Senf („Der Nebel um das Geld“) ein Begriff und er teilt die Überzeugung von Gesell und Senf, dass im jetzigen Geldsystem 85% der Menschen Verlierer sind. Derzeit ist Ken Jebsen der einzige mir bekannte bedeutendere Medien-Vertreter, von dem das behauptet werden kann - und alleine das macht ihn als Person sowie auch die von ihm gestaltete Sendung interessant. Dem Buch ist die Entstehung, als transkribiertes Interview, stellenweise deutlich anzumerken. Das hat Vorteile, vor allem eine gewisse Leichtigkeit, aber auch Nachteile, wozu ich vor allem das Fehlen von Struktur zählen würde.
5. Das Wort zum ... Schluss
Die Nationalisierung des Grund und Bodens wird eine vollkommene Änderung in den Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital mit sich bringen und schließlich die gesamte kapitalistische Produktion beseitigen, sowohl in der Industrie wie in der Landwirtschaft.
Karl Marx, Über die Nationalisierung des Grund und Bodens (1868), in Land und Freiheit (2013)
Mit freundlichen Grüßen
Vlado Plaga und Mitstreiter