1. Aktuelles
Die aktuelle Fairconomy hat starke Texte zu beiden INWO-Grundpfeilern:
- Im Schwerpunkt zu Genossenschaftsbanken und Sparkassen zeigt Udo Philipp, dass diese ursprünglich für weniger wohlhabende Menschen gegründeten Einrichtungen durch steigende Kapitalmarktzinsen in ihrer Existenz bedroht wären.
- Die „Schwerter Erklärung“ mit dem Titel „Eigentum verpflichtet - mehr Boden für das Gemeinwohl“ kommentiert Professor Dirk Löhr.
Fokus auf Ungleichheit lautet Beate Bocktings aktuelle Kolumne in der Frankfurter Rundschau.
Die Europäische Zentralbank hat bei ihrer Sitzung am 8. Juni ihren geldpolitischen Ausblick geändert. Leider ist nun von der Möglichkeit noch niedrigerer Leitzinsen, wie sie im Sinne der INWO wären, keine Rede mehr.
Zwar beschloss die EZB auch im Juni, die Leitzinsen unverändert zu lassen und die Anleihekäufe mindestens bis zum Jahresende beizubehalten. Sie strich jedoch den zuvor üblichen Verweis, dass die Zinsen gegebenenfalls auf ein noch niedrigeres Niveau gesenkt werden könnten. Jetzt heißt es nur noch: „Wir gehen davon aus, dass sie für längere Zeit und weit über den Zeithorizont unseres Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden.“
Die US-Notenbank FED hat im Juni wie erwartet erneut ihren Leitzins erhöht.
Neues von Grundsteuer: Zeitgemäß!:
- Da der Bundestag es nicht schaffte, in der laufenden Legislaturperiode den im Herbst 2016 vom Bundesrat beschlossenen Gesetzentwurf zur Neuregelung der Grundsteuer zu verhandeln, wird dieser Entwurf mit dem Ende der laufenden Legislaturperiode verfallen. Ob und wenn ja wie es nach der Bundestagswahl mit der Reform der Grundsteuer weitergeht ist damit wieder offen.
- Die häufigsten Fragen & Antworten zur Bodensteuer hat die Initiative jetzt überarbeitet, erweitert und neu gruppiert.
Am 30. Juni vertrat INWO-Vorstandsmitglied Matthias Klimpel bei der Veranstaltung „Geld der Zukunft: Kredit und Zins - Wie Glaube Geld und Berge versetzen kann“ die INWO-Position und legte die globalen Dimensionen der Geld- und Zinsfrage dar.
Im März dieses Jahres verstarb Wilhelm Schmülling, langjähriger Redakteur und bis zuletzt Herausgeber und Kommentator in der Humanen Wirtschaft. Einen guten Einblick in sein Leben liefert ein Interview mit Sunpod, zum Hören und Lesen, welches er 2015 gab.
2. Termine
26. Juli - 13. August, Wien: „Alternative Economic and Monetary Systems“ - International Summer University.
23. - 24. September, Bonn, Jugendherberge Haager Weg 42: INWO-Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen, einem Vortrag zum Bodenthema von Dirk Löhr und einer Diskussion zur inhaltlichen und organisatorischen Weiterentwicklung der INWO. Gezielte Pausen mit angeleiteten Lockerungs-Übungen sind eingeplant. Die Anreise kann bereits am Freitagabend (22. September) erfolgen. Die offizielle Einladung und weitere Informationen erscheinen in der nächsten Fairconomy. Anmeldungen oder Rückfragen zur Teilnahme bitte möglichst bald an inwo(at)inwo.de!
22. - 24. September, Wuppertal: Jahresfeier Humane Wirtschaft in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte.
04. & 05. November, Wuppertal, Silvio-Gesell-Tagungsstätte: Auftakt der Seminarreihe „Wirtschaft und Gesellschaft“ ausgerichtet durch das Seminar für freiheitliche Ordnung e.V., vertreten durch Fritz Andres und Eckhard Behrens, den Förderverein für Natürliche Wirtschaftsordnung e.V. und den Lernort Wuppertal, getragen vom Freiwirtschaftlichen Jugendverband Deutschland e.V.. Erstes Seminar-Wochenende: Das Geld im Kreislauf der Wirtschaft.
16. & 17. Dezember, Wuppertal: Teil zwei der am 4. November begonnenen Seminarreihe: Auswirkungen einer Geldreform im Sinne Silvio Gesells.
13. & 13. Januar 2018, Wuppertal: Teil drei der am 4. November 2017 begonnenen Seminarreihe: Die Zukunft der Unternehmensverfassung.
Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Mehr lokale und aktualisierte Termine stehen immer im INWO-Terminkalender.
3. Interessantes aus Netz und Medien
Die Macher des von der INWO unterstützten Films „Wer rettet wen?“ arbeiten momentan am Folge-Projekt „Der marktgerechte Mensch“ und werben auch dafür um finanzielle Unterstützung. Immer wieder werden schon in ihren informativen Rundbriefen Kernaussagen der INWO aufgegriffen, so zum Beispiel: „Die Lohnquote, der Prozentsatz der Lohneinkommen am Volkseinkommen, betrug 1982 noch 77%. Er sank bis 2007 auf 65%.“
Die interessante 44-minütige WDR-Dokumentation „Wem gehören Wald und Land in NRW?“ haben wir in unsere Video-Seite aufgenommen... bis zum 15.06.2018, wenn sie aus der WDR-Mediathek wieder verschwinden soll.
Mit „Über die Notwendigkeit von negativen Leitzinsen“ hat ein Telepolis-Artikel von Jörg Räwel einen Titel ganz im INWO-Sinne - auch wenn ein Kommentator nicht ganz Unrecht hat mit seinem „Es hat Zeit und Mühe gekostet, mich durch diesen aufgeblasen und verschwurbelten Text zu kämpfen“.
„Dass die Mietpreisbremse ein Flop werden wird, haben wir schon im Februar 2015 vorhergesagt“ kann Dirk Löhr heute nebenbei feststellen, wenn er auf die ZDF-Doku Irrsinn auf dem Wohnungsmarkt verweist.
Monneta.org hat ein neues Design, zeitgemäß an die Bildschirmgröße selbstanpassend, und es gibt neue Interview-Videos auf Englisch mit Bernard Lietaer und mit Charles Eisenstein. Lesenswert ist auch der aktuelle Monneta-Artikel zur Schweizer WIR-Bank. Diese seit über 80 Jahren existierende zinsreduzierte Parallelwährung bietet seit kurzem auch eine App, Bankkarten und einen Online-Marktplatz.
4. Film- und Buchtipps
Dirk Löhr & Fred Harrison (Hg.): Das Ende der Rentenökonomie - Wie wir globale Wohlfahrt
und eine nachhaltige Zukunft bauen können
Verlagstext: Dieses Buch handelt von einem gleichzeitig alten wie neuen ökonomischen Paradigma, der „Geoklassik”. Spätestens seit der Wirtschaftskrise 2008 sind die herkömmlichen Wirtschaftswissenschaften unglaubwürdig geworden. Die ökonomische Erde in diesem durch die neoklassische Theoriewelt geprägten Fach ist eine Scheibe. In „Das Ende der Rentenökonomie” stellen 13 Beiträge dar, wie die Arbeiten der alten klassischen Ökonomen durch die Neoklassik pervertiert und im Interesse mächtiger Interessengruppen instrumentalisiert wurden.
Götz W. Werner, Marc Friedrich und Matthias Weik: Sonst knallt's. Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen
Der Titel dieses kleinen Büchleins verspricht viel und die Autoren können sich, wie schon bei vorherigen Büchern, eines ordentlichen Verkaufs-Erfolgs freuen. Es gibt darin starke und auch mutige Grundgedanken. So sagt der langjährige BGE-Verfechter Götz Werner im Interview zum Buch: „Ich versuche in meinen Vorträgen immer deutlich zu machen, dass vieles in unserer Wirtschaft darum falsch läuft, weil wir es falsch denken. Nämlich betriebswirtschaftlich verengt statt volks- und gemeinwirtschaftlich. Nur Unternehmen haben Kosten. Volkswirtschaftlich betrachtet lösen sich alle Kosten bis auf den letzten Cent in Einkommen auf.“. Zu Recht kritisieren die Autoren das deutsche Steuersystem als bürokratisches Monster, das die Leistungen von arbeitenden Menschen bestrafe und den Einsatz von Maschinen und Technik subventioniere. Als INWO sehen wir bei einer möglichen Reduzierung auf eine einzige Steuer allerdings den Boden- und Ressourcenverbrauch als geeignetsten Kandidaten, denn den müssen wir begrenzen, nicht jedoch den Konsum an sich, wie es die Autoren vorschlagen. Bei der Betrachtung der seit 2008 andauernden Finanzkrise kommen sogar völlig gegensätzliche Ansichten zu Tage: „Viele Kommunen müssen bluten, weil ihre tagesaktuellen Bankeinlagen meist so hoch sind, dass für sie Negativzinsen fällig werden.“, schreiben sie im ersten Kapitel - völlig ignorierend, was jedem lokalpolitisch denkenden Ruhrgebietsbürger sofort klar ist: die niedrigen Zinsen sind ein Segen für die meist hoch verschuldeten Kommunen und sollten sie nur geringfügig ansteigen, wäre der völlige Ausverkauf der bisher öffentlichen Schwimmbäder, Straßenbahnen, Kanalisation und Schulgebäude nicht mehr aufzuhalten. Die Autoren ziehen Parallelen zwischen Grundbesitz und Grundeinkommen und meinen, dass wegen der nahezu kompletten Fremdversorgung heutzutage ein Grundeinkommen genauso notwendig sei, wie es vor nicht allzu langer Zeit, in der weitgehenden Selbstversorgung, der Zugang zu Boden war. „Nebenbei“, allerdings ohne daraus über das BGE hinausgehende Forderungen abzuleiten oder die Finanzierung des BGE eben mit einer Besteuerung von Boden und Ressourcen zu verknüpfen, kritisieren sie auch den privaten Landbesitz generell: „Mit privatem Immobilienbesitz haben es als Erste die alten Griechen versucht - und hatten keine 100 Jahre später die Probleme von Schuldknechtschaft und Sklaverei am Hals.“
G20 in Hamburg - Polizei (Foto: T. Schröder)
5. Das Wort zum ... Schluss
“In an interest-based system, class war is inevitable, whether in muted or explicit form.”
Charles Eisenstein, Sacred Economics: Chapter 6
(Deutsch etwa: „Klassenkampf, ob gedämpft oder offen, ist in einem zinsbasierten System unvermeidbar.“)
Mit freundlichen Grüßen
Vlado Plaga und Mitstreiter